Am Titel ist zu sehen, dass ich bewusst das Wort Unterricht vermeide. Ich halte es für günstig, die Tätigkeit der Lehrkräfte in Schule von diesem Begriff zu entkoppeln und erst einmal wieder ganz weit zu formulieren: Wir leiten etwas an. Wie, ist damit noch nicht gesagt. Aber deutlich gesagt ist, was wir anleiten: Lernen. Und damit wird der Fokus auf die Tätigkeit derer gelegt, für die wir da sein sollen: die Schülerinnen und Schüler.
Ich sage auch nicht „digitales Lernen“ oder „digitale Schule“, weil Lernen und Schule nicht digital sein können. Aber ich sage digitales Zeitalter, weil ich denke, dass die Digitalität das entscheidende Merkmal der ganzen Epoche ist, in die wir hineinwachsen.
Und zum Untertitel: Ich denke, dass unsere Praxis, die Art und Weise, wie wir Lernen anleiten, auf unser Verständnis davon verweist, wie Lernen geht, was und wie Schüler sind und welches unsere Rolle als Lehrkräfte dabei ist. Und da an der gesellschaftlichen Praxis insgesamt (vor allem außerhalb der Schule) einiges im Umbruch ist, muss sich auch unser pädagogisches Verständnis verändern. Deshalb erst etwas zum neuen Verständnis und dann ein Teil zur neuen Praxis.
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Komplexitätstheorie für Lehrer
Ja klar auch für Lehrerinnen. Aber hier geht‘s nicht ums Geschlecht oder darum, dass beide Geschlechter gemeint sind. Es geht auch nicht um die „Sichtbarmachung“, dass es auch Lehrerinnen gibt, oder besser gesagt, sogar vornehmlich weibliche Personen Lehrer (nicht aber Hochschullehrer) sind. Es geht hier überhaupt nicht in erster Linie um die Personen, sondern um die Funktion, die sie erfüllen. Und diese Funktion ist: Lehrersein.
Kommt jetzt endlich die richtige Bildungspolitik in Deutschland?
Ist das Papier „Strategie der KMK ‚Bildung in der digitalen Welt‘“ der Startschuss in eine neue Etappe der Bildungsmodernisierung in Deutschland?
Hat sich endlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass mit Computer und Internet nicht nur ein neues Werkzeug hinzugekommen ist, mit dem man das, was man schon immer gemacht hat, jetzt noch effizienter machen kann? Sondern dass etwas Epochemachendes eingetreten ist, das alle Bereiche der Gesellschaft mit zunehmender Geschwindigkeit von Grund auf umkrempelt? Dürfen wir uns also freuen?
Leider nein. Denn während im ersten Entwurf vom 1. 9. 2015, zu finden bei J&K, noch von einem „epochalen Prozess“ die Rede ist, „der alle Bereiche unserer Gesellschaft durchdringt und die Lebens- und Berufswelten grundlegend verändert“, ist der jetzt von BMBF und KMK veröffentlichte ausführliche Entwurf vom 12. 05. 2016 wieder deutlicher im alten Verständnis formuliert: Weiterlesen
Die Zukunft des Lernens: Sinnbildung im 21. Jahrhundert
Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts besuchte mich mein Schwiegervater zum ersten Mal. Er traf mich und meinen einen Tag alten ersten Sohn in der Entbindungsklinik. Nachdem er sich höflich vorgestellt hatte, sah er das Kind an meiner Brust liegen. Das forderte ihn zu folgendem Statement heraus: „Verwöhne ihn nicht, nimm ihn bloß nicht jedesmal hoch, wenn er schreit, übertreibe es nicht mit der Liebe!“ Er war als alter Wehrmachtsoffizier der Ansicht, dass Menschen sich nur richtig entwickeln können, wenn sie ab utero (und ad mortem) von außen gesteuert werden — oder simpel ausgedrückt, von Anfang an Knüppel aufn Kopp kriegen.
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Lernen zu lehren im Internetzeitalter
(für den Workshop „Lernen zu Lehren (sic) – Was gehört zu einer Medien-Grundbildung für Pädagog_innen? auf der GEW-Tagung an der Uni Mainz 19./20. September 14)
Dies ist eine visuelle Repräsentation des Web-Verkehrs eines Erdentages, genau am 23. Nov. 2003. Wir sehen eine Abbildung von Kommunikationsvorgängen, wir sehen ein Stillbild des ununterbrochenen Gesprächs, das Gesellschaft bzw. „die Kultur“ konstituiert. Wir „sehen“ Gesellschaft.
Die Teilnahme am Gespräch unserer Weltgesellschaft ist möglich für jeden, der 1. einen Zugang zu dem Medium hat, in dem dieses Gewebe (www) stattfindet, zum Internet. Und der 2. die Fähigkeiten besitzt, diesen Zugang angemessen zu nutzen. Damit wäre auch schon die allgemeinste Forderung an eine „Mediengrundbildung“ genannt, nämlich diese beiden Voraussetzungen zu liefern.
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Lernen mit Weblogs – oder: Wie man aus Gold Scheiße macht.
„Neinnein, ich will nicht selbst bloggen, ich brauche es im Unterricht zur Aktivierung der Schüler.“
„Bloggen ist aber aufwendig! Ich dachte, ich könnte damit wertvolle Vorbereitungs-Zeit sparen!“
„Ich hab es mal im Unterricht probiert, aber die Schüler sind nicht lange dabeigeblieben.“
Langsam hat sich herumgesprochen, dass man irgendwas mit interaktiven Medien im Unterricht machen muss (*stöhn*). Weiterlesen
Lernen 2.0: Didaktik der Autodidaktik
„Lernen gelernt“ zu haben, wird häufig gesagt, ist wichtiger als einzelnen „Stoff“ auf Abruf gespeichert zu haben. Klar: Zu wissen, wo und wie ich alles das bekomme, was ich wissen will, ist viel mehr Wert als das einzelne Wissensobjekt. (Von der relativen Nutzlosigkeit von Datensammlungen oder Einzelinformationen im Kopf gar nicht zu reden.) „was ich wissen will“ ist dabei übrigens der am meisten ignorierte und meistens unterschätzte Satzteil. Dazu sagt Andreas Schleicher:
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Nach der Party ist vor der Party
„Jeder Abschluss muss ein Anschluss sein“, weiß die Projektkompetenz.
Die Veranstaltung „Projektlernen im digitalen Zeitalter“ am 15. Juni (Bericht hier) hat einen solchen Anschluss gefunden in einem Gruppenblog als Erfahrungs- und Materialsammlungsort sowie als Diskussionsforum:
Gerne pflege ich interessierte Autoren auf Anfrage (per Mail) ein. Nötig ist dazu nur ein WordPress-Account.
Projektlernen heißt, an den eigenen Fragen zu arbeiten.
„Individuelles Lernen heißt nicht, jeder lernt Dasselbe allein, sondern alle lernen gemeinsam Verschiedenes.“
Diesen Satz haben wir – Max v. Redecker und ich – auf die Rückseite unserer Lehrerhandreichung geschrieben, die gerade
beim Drucker bei mir im Büro liegt. Wir finden den Satz deswegen so wichtig, weil so viele LehrerInnen mit einem Modell von Individualisiertem Unterricht arbeiten, das den SchülerInnen nur das Tempo, die Art & Weise und das Anforderungsniveau des Lernens in die eigene Verfügung stellt. „Herauskommen“ muss „hinten“ aber dann doch dasselbe, was für alle SchülerInnen als Output (früher Lernziel genannt) vorgegeben ist. Das heißt dann aber doch: Alle SchülerInnen lernen dasselbe – nur eben nicht mehr zur gleichen Zeit und vielleicht nicht auf dieselbe Art und Weise und in derselben Reihenfolge. Aber am Ende des Schulhalbjahres müssen sie doch auf dem gleichen Stand(ard) angekommen sein und Dasselbe wissen. Weiterlesen
Collaboration is it!
Danke Theo Byland für dies und den Fingerzeig zu Tim Krumkühlers das , wo es am Ende dieses für mich gab:
Genau: Zusammenarbeit ist das Hauptmerkmal des Lernens im 21. Jahrhundert, und es wird auch das Hauptmerkmal des Lernens in Schule werden, wenn Schule (wieder) funktionieren soll. Und ohne Internet ist Zusammenarbeit wie Party im Schneckenhaus des Einsiedlerkrebses.