Grenzen ziehen, wahren und überwinden. Bildung als Arbeit im Grenzgebiet

Vortrag in der Neuen Philanthropischen Gesellschaft im Rahmen der Veranstaltungsreihe 2017/18 „Grenzen – über ein bedrohtes Grundprinzip des Lebens“

Kingofears, Laufgitter, CC BY-SA 3.0

Grenzen ziehen, wahren und überwinden. Bildung als Arbeit im Grenzgebiet – das ist der Titel meines Vortrags.
Sie hören schon, es gibt gleich eine Menge gedanklich zu tun. Ich hoffe, Sie lassen mich dabei nicht im Stich, und es gelingt mir, Sie in den Gedankengang hinein zu verwickeln. Ich bedanke mich schon im Voraus für Ihre Geduld.
Einiges an meinen Gedanken wird Ihnen vielleicht ungewöhnlich erscheinen, manches irritieren und zum Widerspruch reizen. Das soll auch gerne so sein. Widersprechen Sie!

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Lernen Lernen lernen mit dem persönlichen Lernnetzwerk. Wie im digitalen Zeitalter eigensinnig und gemeinsam gelernt wird

Hier mein Vortrag auf der #relearn der re:publica 13 verschriftlicht:

Foto: Barrett Lyon, The Opte Project, Nov. 23, 2003

Foto: Barrett Lyon, The Opte Project, Nov. 23, 2003

Oft wird viel zu früh danach gefragt, wie sich „die Bildung“ – verstanden als Unterricht und Lehre – zu verändern habe, noch bevor überhaupt begriffen worden ist, wie sich das menschliche Lernen mit dem Leitmedienwechsel verändert. Und dann gibt es eben die bekannten Kurzschlüsse. Schon historisch gesehen macht es jedoch keinen Sinn, Lernen und institutionalisiertes Lehren als Einheit zu denken. Denn Schule als allgemeinbildende Pflichtschule existiert ja noch nicht mal 1/300 der Zeit, die die ohne Schule trotzdem ständig lernende Menschheit schon existiert.
Ich beschäftige mich heute daher nicht mit Schule oder Hochschule, sondern mit dem Lernen. Weiterlesen

Lernen 2.0: Didaktik der Autodidaktik

„Lernen gelernt“ zu haben, wird häufig gesagt, ist wichtiger als einzelnen „Stoff“ auf Abruf gespeichert zu haben. Klar: Zu wissen, wo und wie ich alles das bekomme, was ich wissen will, ist viel mehr Wert als das einzelne Wissensobjekt. (Von der relativen Nutzlosigkeit von Datensammlungen oder Einzelinformationen im Kopf gar nicht zu reden.) „was ich wissen will“ ist dabei übrigens der am meisten ignorierte und meistens unterschätzte Satzteil. Dazu sagt Andreas Schleicher:
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Lernen auf individuellen Königswegen

CC flickr_adesigna

Jeder tut es, alle sprechen (neuerdings) davon, und jeder weiß, wie es geht. Aber im Unterschied zu gestern, als alle dabei noch an das gleiche dachten, weiß heute jeder anders, wie es geht. Und das ist gut so. Die Rede ist vom Lernen.

Konzepte vom Lernen und dazu passende oder auch unpassende Rezepturen (auch Szenarien) schießen wie Pilze aus dem Boden, neu entwickelt oder wiederentdeckt modernisiert.
Verschiedene gesellschafts-, human- und auch naturwissenschaftliche Domänen reklamieren für sich die Deutungshoheit oder versuchen wenigstens widerspruchsvoll zusammenzuarbeiten bei der Klärung der Frage, wie Lernen denn nun „wirklich“ funktioniert. Offenbar funktioniert es nicht mehr genügend in der  derzeitigen Praxis, denn sonst würde nicht so viel theoretisch und konzeptionell gefragt und erklärt und experimentiert. Weiterlesen

Lehrerbildung im Digitalen Zeitalter

Basti Hirsch hat mich kürzlich für playducation.org interviewt zum Thema „Teacher Education in the Digital Age“ und mir anschließend seine amerikanische Stimme geliehen (vielen Dank!), und Kaoru Wang hat fantastische Fotos gemacht (vielen Dank!). Hier noch einmal das Interview auf Deutsch (und ohne die Bilder):

This Is Your Life (The Holstee Manifesto) flickr / JoelnSouthernCA

Lehrerbildung in der digitalen Welt

Deutschland bezeichnet sich stolz als Land der Dichter und Denker sowie als Hochtechnologienation, hat aber veraltete Schulen und Unterricht. Eine Studie der Initiative D21 bezeichnete Deutschland innerhalb der OECD als Schlusslicht bei der Computer-Nutzung im Unterricht (Welt 2010). Wie bekommen wir den Innovationsmotor im deutschen Bildungswesen in Gang? Aus Sicht von playDUcation nicht durch die Anschaffung weiterer Ausstattung, sondern durch einen Mentalitätswandel und verbesserte Lehrerbildung.

Ignorieren deutsche Schulen die Möglichkeiten des Lernens und Lehrens mit digitalen Technologien? Leiden Lehrer an einer verzettelten Bürokratie, die ihnen keine Chance zur Entwicklung eigener digitaler Kompetenz gibt? Diese Fragen stellten wir Lehrerbildungsexpertin und Bildungsbloggerin Lisa Rosa: Weiterlesen

Selbstbestimmt lernen

Am 12. November 2010 erfuhr ich gen 20 Uhr über @cervus von einem Grundtvig-Workshop (aus den EU LLL project series) in Utrecht, für den man sich bis Mitternacht bewerben konnte. Nur aus Neugier schaute ich in die Unterlagen und beschloss auf der Stelle, dass ich unbedingt an dieser besonderen Lernwoche im Februar 2011 beteiligt sein wollte.

Self-directed Learning ist sowohl der Begriff für das Lernverständnis, das diesem Workshop zugrunde lag, als auch der Begriff für eine Sammlung von Methoden, die man im Workshop lernen und mit denen dort gelernt werden konnte. Weiterlesen

Lehrerblogs

Der Lehrerfreund hat uns Lehrern – und nicht nur den bloggenden – einen Service geliefert, für den ich mich herzlich bedanke: Berthold und Hermann Metz, die das Service-Blog seit dem Jahr 2000 betreiben, haben 70 deutschsprachige Lehrerblogs gesammelt, nach Alter geordnet und kurz kommentiert. Eine Heidenarbeit, vermute ich. Die Kategorisierung teilt ein in „Verteranen“, „Etablierte“ und „Säuglinge“. Ablesbar ist daran, dass sich auch in den deutschsprachigen Ländern die Blogs zum Thema Schule und Unterricht von einer Handvoll zu Beginn des Jahrtausends zu wahrscheinlich immerhin einigen Hundert vermehrt haben. Diese Zunahme steht allerdings in keinem Verhältnis zu der Zunahme in den angelsächsischen Ländern, in denen „der bloggende Lehrer“ offenbar schon länger üblich ist. Wenn man die Edu-Blog-Szene dort besichtigt, dann wird auch deutlich, dass Blogs vor allem zu Medien geworden sind, die den Erfahrungsaustausch für die professionelle Praxis organisieren. Wie das Web 2.0 das Lernen verändert und wie Unterricht sich darum verändern muss, ist neben der Organisierung der einzelnen Schulcommunity und der Schüler- und Elternpartizipation über Blogs das Hauptthema. Die Beispiele dafür sind Legion. Zu wünschen ist, dass die (Selbst-) Erfahrungen der bloggenden Lehrer in unserer Weltregion zunehmend auch dazu führen, Schule und Unterrichten ins Web 2.0 – Zeitalter zu befördern. Denn häufig sind die hiesigen Lehrerblogger noch sehr damit beschäftigt, ihren traditionellen Unterricht in der traditionellen Institution zu beschreiben. (Diese Etappe ist wohl notwendig.) Ich möchte allerdings vorschlagen, dazu überzugehen, die Diskrepanz zwischen der derzeitigen Unterrichtspraxis und dem, was man selbst als Web 2.0-User an neuer Lernkultur erfährt, in den Blick zu nehmen, anstatt wie viele es noch tun, das Bloggen als eine Privatangelegenheit zu betrachten.

Apropos privat: Der Lehrerfreund hat shift so kommentiert: „Ausführliche Beiträge zu schulischen, (medien-)pädagogischen und privaten Themen.“ Auf der Suche nach diesen privaten Themen in meinem Blog, das zu den „Veteranen“ gezählt wird, bin ich allerdings nicht fündig geworden. Was versteht der Lehrerfreund eigentlich unter privat? Mein Interesse für die Geschichte von NS und Holocaust z.B.? Es ist persönlich, wie Interessen immer persönlich sind, aber es ist natürlich ständig bezogen auf gesellschaftliche Diskurse, auf Unterrichtspraxis und Lernprobleme und insofern ich meine Gedanken dazu veröffentliche, wird es eben auch Teil dieses öffentlichen Diskurses. Never mind! Ich habe noch einige mir bisher unbekannte hiesige Lehrerblogs in Lehrerfreunds Service entdeckt – und bedanke mich!

Bewerten ist ein wichtiger Aspekt in der social-media-Welt. Drum hat auch der Lehrerfreund einen Award ausgeschrieben für die „besten drei Lehrerblogs“, die man aus 10 vom Lehrerfreund nominierten Blogs heraus“voten“ darf. Hm. Zwar habe ich mich schon immer geärgert über den Edublog-Award der angelsächsischen Länder, da er nur englischsprachige Blogs berücksichtigt. (Notieren: Partizipationskompetenz an der Weltgesellschaft erfordert endlich das Umsteigen auf die englische Sprache.) Aber immerhin gibt es dort eine Kategorisierung, die nicht der Formalität des Blogalters folgt, sondern der funktionalen Spezifik. Nach welchen Kriterien wählt der Lehrerfreund die 10 aus 70? Das ist noch nicht bekannt – man darf also gespannt sein.

WissensWert Blog Carnival Nr. 2: LLL-E-Learning

Jochen Robes und Andrea Back fragen: „Was war Dein/Ihr letztes E-Learning-Erlebnis?“ Und die gute Botschaft ist: Man darf antworten, „ganz gleich, was [man] unter E-Learning versteh[t]“. Na dann:

Mein letztes E-Learning-Erlebnis ist eben dies: Die Anregung durch diese Frage, die mich dazu bringt zu reflektieren, was ich in der Regel morgens zwischen 9 und 10:30 betreibe (wenn nicht Sitzung oder drückende Deadline für ein „Produkt“ ansteht) – es ist wohl E-Learning oder wie sollte ich es sonst nennen?

Ich stürze mich über mein Blog in die Welt (=www), gucke erst mal, ob ich neue interessante Unbekannte über „Verweise anzeigen“ finde. Oft ja. Lehrer? Web 2.0-Theoretiker? Lerntheorie? Irgendetwas Neues zur Erinnerungskultur? Interessantes Posting? Weiterführende Links? Neue Unbekannte auf der fremden Blogroll? Ich stoße auf ein interessantes Praxisbeispiel, einen wichtigen konzeptionellen Gedanken oder einen brauchbaren wissenschaftlichen Aufsatz (wird sofort zumindest angelesen oder kommt ausgedruckt auf den Wartehaufen fürs Wochenende). Wenn mich bis 9:30 nichts weiter angesprungen hat, breche ich ab und überfliege die politischen Tagesnachrichten in der Online-Ausgabe einer Zeitung. Danach z.B. die Artikel von Georg Lind aus seiner Bildungsinfo-Mailinglist oder bei George Siemens oder im Weiterbildungsblog-Newsletter, manchmal neuerdings auch bei maschendraht.mixxt.de (je nachdem, was davon gerade im Postfach angekommen ist.) Gute Sachen kommen sofort in Mister-Wong. (Die Tags muss ich doch dringend mal aufräumen!) Über Ärgerliches, Irritierendes, Widersprüchliches, Verstörendes oder erfreulich Aufregendes und aufregend Erfreuliches muss ich vielleicht länger nachdenken und vielleicht sogar selbst etwas posten. Oder irgendwo meinen Senf dazu kommentieren. Manches kommt auf den Zettel, um es f2f mit meinem Kollegen von der Projektdidaktik beim Espresso am späten Nachmittag zu diskutieren (falls keine Veranstaltungen).

Das mache ich seit über 4 Jahren so und bin deshalb heute jemand ganz anderes als vor fast 5 Jahren. Das ist gut so. Prozess läuft weiter. Wär schön, wenn es lebenslänglich so möglich wäre. Ach ja … das Wichtigste daran: Es ist selbstgesteuert (im systemth. Sinne) – also selbstbestimmt. Die Gegenstände und Themen sind selbstgewählt, und es sind seit Jahren immer dieselben. Ich folge meiner eigenen Nase und meinen selbstbestimmten Filtern. Design (die Konfiguration der Komponenten) wird laufend angepasst.
Fazit: Es macht Sinn und befriedigt mich sehr, mein E-Learning.