
By Hieronymus Bosch – The Prado in Google Earth: Home – scaled down from 8 level of zoom, JPEG compression quality: Photoshop 10., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22605738
10 Thesen zur Bildung
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10 Thesen zur Bildung
Vorwarnung:
Manche schreiben Bücher. Manchmal sind die kürzer, manchmal länger. Ich kenne welche, die schreiben 800 Seiten-Bücher. Ich schreibe Aufsätze und Vorträge. Die sind oft sehr lang. Das liegt daran, dass ich immer versuche, ein Big Picture zusammenzusetzen und dafür Argumente bzw. Konkretionen zu liefern, denn sonst ist das Big Picture nur eine beliebige Behauptung.
Inzwischen werden überall Lesedauern angegeben. Ich gebe an: mindestens 1 Stunde, wahrscheinlich mehr. Aber die gute Botschaft ist: Wenn man es als mein derzeitiges Buch ansieht, ist es außerordentlich kurz, und man kann es locker zwischen Büroschluss und Tagesschau durchlesen und trotzdem noch am Abendbrot teilnehmen.
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Ich wurde gebeten, etwas zu meiner Wortschöpfung „Kulturzugangsgerät“ zu sagen, etwas Zitierbares. Dem komme ich jetzt nach. Aber vor einer zitierbaren systematischen Erklärung, möchte ich etwas Narratives zur Genese dieser Begriffserfindung mitteilen. Darin liegt nämlich immer auch schon eine Begründung. (Ich bin eine Freundin des historischen Denkens, kein Geschichtsliebhaber.)
Also die Erzählung:
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Meine größten Lernzuwächse entstehen unter den Bedingungen von Serendipity und Muße. Ein anderes Mal will ich darüber nachdenken, was diese beiden Aspekte mit Effizienz beim Lernen zu tun haben – heute geht es um eine solche glückliche Zufallsüberraschung selbst, der ich neulich erlaubte, mich zu finden, und der ich mich mit Muße hingab.
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„Neinnein, ich will nicht selbst bloggen, ich brauche es im Unterricht zur Aktivierung der Schüler.“
„Bloggen ist aber aufwendig! Ich dachte, ich könnte damit wertvolle Vorbereitungs-Zeit sparen!“
„Ich hab es mal im Unterricht probiert, aber die Schüler sind nicht lange dabeigeblieben.“
Langsam hat sich herumgesprochen, dass man irgendwas mit interaktiven Medien im Unterricht machen muss (*stöhn*). Weiterlesen
„Individuelles Lernen heißt nicht, jeder lernt Dasselbe allein, sondern alle lernen gemeinsam Verschiedenes.“
Diesen Satz haben wir – Max v. Redecker und ich – auf die Rückseite unserer Lehrerhandreichung geschrieben, die gerade
beim Drucker bei mir im Büro liegt. Wir finden den Satz deswegen so wichtig, weil so viele LehrerInnen mit einem Modell von Individualisiertem Unterricht arbeiten, das den SchülerInnen nur das Tempo, die Art & Weise und das Anforderungsniveau des Lernens in die eigene Verfügung stellt. „Herauskommen“ muss „hinten“ aber dann doch dasselbe, was für alle SchülerInnen als Output (früher Lernziel genannt) vorgegeben ist. Das heißt dann aber doch: Alle SchülerInnen lernen dasselbe – nur eben nicht mehr zur gleichen Zeit und vielleicht nicht auf dieselbe Art und Weise und in derselben Reihenfolge. Aber am Ende des Schulhalbjahres müssen sie doch auf dem gleichen Stand(ard) angekommen sein und Dasselbe wissen. Weiterlesen
Danke Theo Byland für dies und den Fingerzeig zu Tim Krumkühlers das , wo es am Ende dieses für mich gab:
Genau: Zusammenarbeit ist das Hauptmerkmal des Lernens im 21. Jahrhundert, und es wird auch das Hauptmerkmal des Lernens in Schule werden, wenn Schule (wieder) funktionieren soll. Und ohne Internet ist Zusammenarbeit wie Party im Schneckenhaus des Einsiedlerkrebses.
Die Revolution haben wir auf der Straße gemacht, aber ohne Youtube, Facebook und Twitter wäre uns dies nicht gelungen.
Der tunesische Student Ali Bouzizi auf dem Weltsozialforum in Dakar 2011, zit. n. taz, 12./13. 2. 2011
Manchmal, wenn ich – wie häufig – alleine frühstücke, lese ich gedruckte Zeitungen von gestern und vorgestern. Und manchmal passiert es dabei, dass mir auch die kleineren journalistischen Formen wie z.B. die Rubrik „Berichtigung“ zu lesen nicht als Zeitverschwendung erscheint – vorausgesetzt, es ist noch Müsli oder Tee vorhanden, deren Vernichtung mit Lektüre zu begleiten ist.
Ein solcher Fall war heute früh. Ich fand in der TAZ von vorgestern (11. Oktober) auf Seite 15 in der rechten unteren Ecke gedruckt:
BERICHTIGUNG
„Wer selbst bestimmen kann, was er wann hören möchte, versäumt nichts mehr“, schrieb Norbert Bolz über die Vorteile des digitalen Radios. Gewagte These, denn sie setzt erstens voraus, dass man stets das Richtige zum Hören auswählt, also schon vorher weiß, was kommt. Und zweitens, dass die Zeit eines jeden für alles Relevante reicht, was doch sehr zu bezweifeln ist. Nichts zu versäumen – unmöglich.
Oha. Das geht mich an! Wo bitte schrieb Norbert Bolz das, was hier berichtigt wurde? Und was wurde berichtigt? Und wer hat berichtigt? Und bitte: Ist es üblich, dass in einer Berichtigung auch zum Inhalt des Berichtigten kritisch Stellung genommen wird? Und was sagt der Berichtigte dazu?
Eine Art kognitiver Spannung trieb mich an den Rechner: Kein Problem, das Originalzitat zu finden in der Taz vom Wochenende (die nicht mehr auf dem Küchentisch lag.) Ulkig, dass Bolzens Satz, der da in der Berichtigung zur Berichtigung stand, dem Wortlaut nach gar nicht hätte berichtigt werden müssen, denn er stand ganz genauso auch im Artikel. Aber vielleicht nur online, wo er schließlich nachträglich berichtigt hat werden können? Und vielleicht nicht in der Printausgabe? Wo ist bloß die Printtaz vom Wochenende? Im Papierkorb leider auch nicht mehr. Aber vier Treppen tiefer, in der Garage im Container – zum Glück noch nicht abgeholt.
Wieder am Küchentisch, leicht nach Luft ringend, blätterte ich in der Wochendendausgabe aufgeregt zum Bolz-Artikel. Ahja, „Radio in Eigenzeit“ auf Seite 16. Interessanter Artikel übrigens. Und das Zitat? Goldrichtig gedruckt, nichts am Wortlaut zu berichtigen.
Merkwürdig: Hat die taz da eine neue (Spaß-)gattung erfunden? Eine Möglichkeit für Redakteure, ihre Meinung zu sagen ohne es gedurft zu haben? Und alle kennen die neue Gattung schon lange, bloß ich noch nicht?
Jedenfalls: „Berichtigt“ wurde ganz offensichtlich kein Druckfehler, sondern Bolzens „gewagte These“, dass, wer selbst bestimmen kann, was er – ich erweitere das mal – aus den Medien zur Kenntnis nehmen möchte, nichts mehr versäume. Und die Argumente zur Korrektur? Ahja. „das Richtige“ kann man nicht vorher kennen, und „Relevantes“ gibt es immer zu versäumen.
Lieber anonymer Berichtiger, wer auch immer du bist:
Du hast den Bolz leider nicht verstanden. Denn das ist es ja gerade: Ob etwas „Richtig“ ist oder ob etwas „Relevanz“ hat, das entscheidet ja seit Internet zunehmend weniger ein gewählter oder nicht gewählter Volksvertreter, Intendant, Redakteur …, sondern der „Nutzer“, also ich, bzw. alle anderen iche für sich selbst. Und unter diesem Blickwinkel gibt es in der Tat nichts mehr Relevantes zu versäumen (anderes natürlich immer, aber das war schon immer so), im Gegenteil, seit ich meine Zeit im Großen und Ganzen nur noch mit „selbst bestimmter Auswahl“ verbringe, finden mich viel mehr für mich relevante Informationen als früher. Aber du bist sicher nicht bei twitter und liest auch keine blogs, also kann dich meine Antwort gar nicht erreichen, und ich werde nen Teufel tun einen Leserbrief zu schreiben. Da hast du etwas Relevantes versäumt, aber selbst wenn, die Zeit reicht ja eh nicht.
Jetzt warte ich geduldig auf die nächste Montagsausgabe der Printtaz, um folgendes zu klären: Ist diese Sorte „Berichtigung“ ein einmaliger Gag gewesen, oder schon institutionalisierte neue Gattung? Aber vielleicht weiß es ja jemand aus meinem Netz und verrät es mir schon vorher, entweder hier als Kommentar oder bitte bei @lisarosa. Danke!
Heute auf den Tag genau vor fünf Jahren habe ich meinen ersten Beitrag in shift.weblog zu schule und gesellschaft gepostet. Anlass zu einem Rückblick auf 5 Jahre Teilhabe an der digitalen Revolution.
Auf die Idee, mal zu prüfen, ob ein eigenes Weblog für mich einen Sinn machen könnte, hatte mich ein damals 70jähriger Professor gebracht, der sich schon mit Computer und Bildung beschäftigt hatte, als Lochkarten brandaktuell waren, während ich gleichzeitig im alten Berlin-Verlag am Composer und mit der IBM-Kugelkopf-Schreibmaschine zu Hause mein studentisches Budget aufbesserte. (Soviel zu der unzulänglichen Unterscheidung digital natives/immigrants. Ich finde die Krusesche Unterscheidung in digital visitors/residents brauchbarer.)
Zurück bzw. nach vorne in der Vergangenheit: 2005 hatte ich gerade meinen ersten Aufsatz in einer Zeitschrift untergebracht und dabei erlebt, wie mühsam und Vitamin-B-lastig eine Veröffentlichung eigener Gedanken in der Buchgesellschaft ist. Und zusätzlich frustrierend: Es gab keinen Rückkanal dazu. Und ich wollte doch so gerne, dass mir jemand auf meine Gedanken Rückmeldung gibt und mit mir in Kommunikation über die Dinge tritt, die mir am Herzen liegen: die unbefriedigende Praxis. Denn in meinem unmittelbaren Tätigkeitssystem (Schule, Kollegium) waren die Kommunikationen über die gemeinsame aber nicht gemeinsam geteilte Tätigkeit außerordentlich frustrierend.
Mit meinem Blog – bei twoday.net im Schreibmaschinen-Look – habe ich stattdessen schlagartig mein Kommunikationssystem erweitert und seitdem aktiv Teil an einer unglaublich spannenden gesellschaftlichen Entwicklung, die mein Leben verändert hat.
2005 sprossen die Weblogs in Deutschland wie Pilze aus dem Boden im Gefolge der vorgezogenen Bundestagswahl. Ich traf auf Küchenkabinett ; Bembelkandidat aus Mainhatten und nja, die schon vorher da waren, kümmerten sich freundlich um mich als Blog-Newbe. Aber die Pädagogenszene war noch recht überschaubar: Herr Rau erzählte seit 2004 „von sich und seiner Schule“, Norberto legte Material und Reflexion für sich und seine Schüler in seinem Blog ab und teacher beglückte auch schon seit 2004 die Blogosphäre mit seinen provozierenden und viel kommentierten Dönekens aus dem Lehreralltag eines österreichischen Schulprofessors.
In diesen Jahren war „Weblog“ selbst unter den Usern und vielmehr noch in der öffentlichen Wahrnehmung entweder eine journalistische Angelegenheit „persönlich gefärbter (und darum anrüchiger) Nachrichten“ oder nur ein öffentlich gemachtes privates online-Tagebuch. Jedenfalls in Deutschland. Als „Hype“, verstanden als vorübergehende Selbstdarstellung einiger Spinner galten diese „Webtagebücher“ hierzulande noch bis vor kurzem.
Dass Blogs Kommunikationsmedium für Communities of Practice sein können, dass sie dem professionellen Austausch und der gemeinsamen Entwicklung der gemeinsam geteilten Arbeit dienen können, dass sie im Unterricht auf vielfältige Weise eingesetzt werden als „Lernwerkzeuge“, ja darüberhinaus zu einem entscheidenden Kommunikationsmedium für alle Arten von Lernprozessen werden können – das ist eine Erkenntnis der letzten zwei Jahre. Und wie immer: Dieser Erkenntnis läuft die experimentelle Praxis voraus. 2006 fand Gabi Reinmann das Lehrerzimmer von Herrn Rau und machte daraus einen Vortrag über persönliches Wissensmanagement; das AdZ-Netzwerk bot zum ersten Mal auf seinem 2. Kongress 2008 eine Begegnung zwischen Web 2.0 und Alternativpädagogik; in Hamburg werden seit 2009 Referendare zum Bloggen mit Schülern angeregt und betreut von Ralf Appelt und mir; Examensarbeiten über die Referendarserfahrungen mit Unterrichtsblogs sind entstanden und eine ganze Schule hat sich auf den Web 2.0 – Weg gemacht.
(Bitte seht mir nach, wenn ich wichtige Menschen, Organisationen, Ereignisse und Webseiten nicht genannt habe – es ist eine impulsive und sehr subjektive Auswahl.)
Im Gartnerschen Hype Cycle müssten wir uns jetzt in der Slope of Enlightenment befinden und das Plateau of Productivity ansteuern. Bloß: Wo war denn eigentlich der Peak of Inflated Expectations gewesen? — Darüber könnte man noch mal nachdenken.