too short;didn’t understand – Warum Literacy 2 für Alle gebraucht wird

Hervorgehoben

20230201_162959-1

Schulentwicklung trotz Lehrermangels?

Kürzlich fragte Jöran in der Facebook-Ankündigung seines Videos zur „Selbstlern-Revolution“, ob es derzeit und in absehbarer Zukunft noch opportun sei, an schulentwickelnder Lehrerbildung zu arbeiten, da „jede Arbeitsstunde […] jetzt gegen Unterrichtsausfall aufgewendet werden [muss], und nachhaltige Maßnahmen zur Personal- und Schulentwicklung […] keine Chance mehr [haben].“

Ja klar, wir haben eklatanten Bildungsnotstand und die Bedingungen, allen Kindern der Republik auch nur die Literacy (d.h. Lesen und Schreiben sowie Denken in Kausalbeziehungen) beizubringen, sind sehr schlecht. Doch nur, wenn wir uns Gedanken darüber machen, was wir tatsächlich als Bildungsergebnis bräuchten – das ist eine konkrete Utopie -, können wir vernünftig mit dem Personal dafür umgehen, das uns noch geblieben ist, denn ohne diese realistischen Vorstellungen einer besseren Bildung, an denen sich die Lehrerbildung orientiert, kommt man auf solche Gedanken wie Söder, der den Lehrer-Arbeitsmarkt auf typisch kapitalistische Weise versteht und zur Lehrkräfte-Abwerbung aus anderen Bundesländern aufruft. Auch sieht man schon, was zu erwarten ist, dass nämlich der Lehrermangel die einzelne Lehrkraft um ihres Überlebens Willen dazu zwingt, „innerlich zu kündigen“, das Engagement auf Sparflamme zu stellen, und nur noch die wichtigsten Tagesaufgaben zu erledigen und sich darüber hinaus am besten um exit-Optionen kümmert. Weiterlesen

In aller Kürze: Warum wir eine andere Bildung brauchen und was das bedeutet

By Hieronymus Bosch – The Prado in Google Earth: Home – scaled down from 8 level of zoom, JPEG compression quality: Photoshop 10., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22605738

10 Thesen zur Bildung

Weiterlesen

Alt-Right oder Greta?

Vorwarnung:
Manche schreiben Bücher. Manchmal sind die kürzer, manchmal länger. Ich kenne welche, die schreiben 800 Seiten-Bücher. Ich schreibe Aufsätze und Vorträge. Die sind oft sehr lang. Das liegt daran, dass ich immer versuche, ein Big Picture zusammenzusetzen und dafür Argumente bzw. Konkretionen zu liefern, denn sonst ist das Big Picture nur eine beliebige Behauptung.
Inzwischen werden überall Lesedauern angegeben. Ich gebe an: mindestens 1 Stunde, wahrscheinlich mehr. Aber die gute Botschaft ist: Wenn man es als mein derzeitiges Buch ansieht, ist es außerordentlich kurz, und man kann es locker zwischen Büroschluss und Tagesschau durchlesen und trotzdem noch am Abendbrot teilnehmen.
Weiterlesen

Lernen im digitalen Zeitalter

Hier der Vortrag zur Prezi auf der eEduca 2017 in Salzburg

0 Übersicht

Ein Blick darauf, was in meinem Vortrag „Lernen im digitalen Zeitalter“ zu bekommen ist:
(1) Eine Einführung ins Problem der „digitalen Bildung“;
(2) führt zu der notwendigen Überlegung, wie der Zusammenhang von Medien und Gesellschaft aussieht.
(3)
Das, was wir unter Wissen und Lernen verstehen, muss daraufhin neu überdacht werden; Was können bzw. müssen wir uns unter den gesellschaftlichen bzw. kulturellen Bedingungen der Digitalität unter Wissen und Lernen vorstellen?
(4) Die Folgen für die Lernprozess-Organisation im Unterricht heißen v.a. Dingen: Projektlernen spielt eine viel größere Rolle als bisher. Warum? Und wie geht das? Und wie geht das unter Zuhilfenahme der digitalen Medienformen? Und schließlich
(5) Professionelle Lerngemeinschaften und Persönliche Lernnetzwerke für das Lernen der Lehrer werden die kommenden Formen der systemisch organisierten und selbstgesteuerten Lehrerfortbildung sein. Weiterlesen

Das Elend mit der Motivation

Motivation in der Bildung. Reflektierte Erfahrungen einer Lehrerin, Mutter und Lehrerbildnerin
heißt der Aufsatz, der im November 2017 in dem Sammelband „Motiv“ von Hanns-Werner Heister und Hanjo Polk erscheint und den ich mit der freundlichen Genehmigung der Herausgeber hier schon vorab verbreiten darf.⊗

CC-BY Markus Spiske

Eines der verstörendsten Erlebnisse meiner Schülerzeit hatte ich, als ich erfuhr, dass ich aus niederen Motiven gelernt hatte. Ich wollte auch einmal den Preis für ein Einser-Zweier-Zeugnis bekommen. Am Ende der Quarta hatte ich dann geschafft, was ich mir zu Beginn des Schuljahres vorgenommen hatte. „Elisabeth erhält einen Preis für Fleiß und gute Leistungen“ stand in dem Buch, das mir auf der Abschlussfeier in der Aula vor Aller Augen überreicht wurde. Ich war sehr stolz und glücklich. Anschließend nahm mich die Direktorin beiseite und wies mich zurecht: „Wir finden es gar nicht gut, dass du dich nur wegen der Auszeichnung so angestrengt hast!“ Das Buch war schlagartig wie vergiftet. Ich hatte noch nicht verstanden, dass ich hätte so tun müssen, als wäre der Preis eine Überraschung, bloß ein Kollateralnutzen, als hätte ich gar keine guten Noten gewollt. Ich hätte so tun müssen, als ob ich Vokabeln-Lernen und Rechenaufgaben-Lösen an sich wundervoll und aufregend fände. Nach diesem Ereignis verlor ich das Interesse am Leistungslernen und wurde eine verhaltensauffällige Schülerin, widerborstig und unwillig etwas zu tun, worauf ich keine Lust hatte. Weiterlesen

Kritisch Denken Lernen für Alle – Kern der Literacy von heute und morgen

1. Wie es mir erging

Als ich mit einem ordentlichen Abiturzeugnis versehen 1973 an der FU Berlin mein Geschichts- und Politologie-Studium aufnahm, hatte ich wenig Ahnung vom Denken und noch weniger vom Lernen. Aber ich wusste nichts davon. Ich merkte es erst, als ich nach einigen Semestern eine Zwischenprüfung ablegen musste, die ich nur ganz knapp bestand. Der Vorsitzende des Prüfungstriumvirats – ein Mediävist alter Schule – musterte mich mit seinen Basedow-Augen und gab mir folgenden Rat: „So schlecht sehen Sie doch gar nicht aus. Es braucht doch nicht jede Frau studieren. Heiraten ist doch auch noch eine Möglichkeit“. Da wusste ich, irgendetwas war schrecklich schief gelaufen. Denn in der Schule hatte man mir bescheinigt, ich wäre zwar vorlaut aber intelligent, und heiraten wollte ich auf gar keinen Fall. Weiterlesen

Welche „digitale Bildungsrevolution“ wollen wir?

„Hauptsache digital, alles andere egal!“ war gestern

Aufregung herrscht unter den „digital affinen“ Pädagogen: Etwas ist ganz anders als noch im letzten Jahr. Mitglieder der „Netzgemeinde“, die „Computerfreaks“, die bisher fast überall „in Bildungskontexten“ als verschroben belächelt wurden, werden ernstgenommen und hoffähig. Sie sind plötzlich als Berater für die große Politik gefragt, werden als Referenten in Kultusbehörden eingestellt und zu Vorträgen vor Politikerrunden und Initiativen zur „Digitalisierung der Bildung“ eingeladen (von den üblichen Workshops und Vorträgen für Lehrer und andere Bildungsakteure ganz abgesehen). Da jubelt der Digitale-Bildung-Freak. Weiterlesen

Kommt jetzt endlich die richtige Bildungspolitik in Deutschland?

Ist das Papier „Strategie der KMK ‚Bildung in der digitalen Welt‘“ der Startschuss in eine neue Etappe der Bildungsmodernisierung in Deutschland?

Hat sich endlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass mit Computer und Internet nicht nur ein neues Werkzeug hinzugekommen ist, mit dem man das, was man schon immer gemacht hat, jetzt noch effizienter machen kann? Sondern dass etwas Epochemachendes eingetreten ist, das alle Bereiche der Gesellschaft mit zunehmender Geschwindigkeit von Grund auf umkrempelt? Dürfen wir uns also freuen?

Leider nein. Denn während im ersten Entwurf vom 1. 9. 2015, zu finden bei J&K, noch von einem „epochalen Prozess“ die Rede ist, „der alle Bereiche unserer Gesellschaft durchdringt und die Lebens- und Berufswelten grundlegend verändert“, ist der jetzt von BMBF und KMK veröffentlichte ausführliche Entwurf vom 12. 05. 2016 wieder deutlicher im alten Verständnis formuliert: Weiterlesen

Die Zukunft des Lernens: Sinnbildung im 21. Jahrhundert

publicdomain CC0

Foto: CC 0 Public Domain Pixelbaby

Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts besuchte mich mein Schwiegervater zum ersten Mal. Er traf mich und meinen einen Tag alten ersten Sohn in der Entbindungsklinik. Nachdem er sich höflich vorgestellt hatte, sah er das Kind an meiner Brust liegen. Das forderte ihn zu folgendem Statement heraus: „Verwöhne ihn nicht, nimm ihn bloß nicht jedesmal hoch, wenn er schreit, übertreibe es nicht mit der Liebe!“ Er war als alter Wehrmachtsoffizier der Ansicht, dass Menschen sich nur richtig entwickeln können, wenn sie ab utero (und ad mortem) von außen gesteuert werden — oder simpel ausgedrückt, von Anfang an Knüppel aufn Kopp kriegen.
Weiterlesen