Lehrerbildung im Digitalen Zeitalter

Basti Hirsch hat mich kürzlich für playducation.org interviewt zum Thema „Teacher Education in the Digital Age“ und mir anschließend seine amerikanische Stimme geliehen (vielen Dank!), und Kaoru Wang hat fantastische Fotos gemacht (vielen Dank!). Hier noch einmal das Interview auf Deutsch (und ohne die Bilder):

This Is Your Life (The Holstee Manifesto) flickr / JoelnSouthernCA

Lehrerbildung in der digitalen Welt

Deutschland bezeichnet sich stolz als Land der Dichter und Denker sowie als Hochtechnologienation, hat aber veraltete Schulen und Unterricht. Eine Studie der Initiative D21 bezeichnete Deutschland innerhalb der OECD als Schlusslicht bei der Computer-Nutzung im Unterricht (Welt 2010). Wie bekommen wir den Innovationsmotor im deutschen Bildungswesen in Gang? Aus Sicht von playDUcation nicht durch die Anschaffung weiterer Ausstattung, sondern durch einen Mentalitätswandel und verbesserte Lehrerbildung.

Ignorieren deutsche Schulen die Möglichkeiten des Lernens und Lehrens mit digitalen Technologien? Leiden Lehrer an einer verzettelten Bürokratie, die ihnen keine Chance zur Entwicklung eigener digitaler Kompetenz gibt? Diese Fragen stellten wir Lehrerbildungsexpertin und Bildungsbloggerin Lisa Rosa:

Weshalb werden die deutschen Schulen nicht digitaler?

Vielleicht hat es damit zu tun, dass die Deutschen Gutenberg und die Humboldt-Brüder hatten und die Nase vorne, als es darum ging, das Zeitalter des Buchdrucks und der Industrie mit dem passenden Bildungssystem auszugestalten. Es ist schwer, erkennen zu müssen, dass man nicht mehr die Avantgarde ist. Aber wenn man zu lange wartet, könnte man auch noch die Nachhut verpassen. Das wäre schlecht.

Ihr habt völlig Recht: Damit das Bildungssystem im digitalen Zeitalter ankommt, reicht es nicht, digitale Geräte einzuführen und dann mit ihnen das gleiche zu tun wie vorher mit Papier und Buch: nämlich Unterricht abzuhalten. Das ist, was die Lehrer seit Einführung der allgemeinbildenden Pflichtschule gelernt haben zu tun: zu unterrichten. Unterrichten ist aber nicht gleich Lernen. Unterrichten ist bloß die eine historische Form der Lernprozessgestaltung, wie sie im Zeitalter der Industriekultur und des Buchdrucks gepasst hat. Heute brauchen wir eine neue Form der Lernprozessgestaltung, denn das Lernen selbst hat sich fundamental verändert mit dem digitalen Medium, ganz besonders durch das Web 2.0. Lehrer müssen also selbst eine neue Art des Lernens lernen und dazu noch eine neue Art, andere beim Lernen anzuleiten. Das geht außerdem einher mit einer völlig veränderten Rolle des “Lehrers”, und es erfordert auch eine völlige Umstrukturierung der Lerninstitution Schule. Alle diese Veränderungsnotwendigkeiten – also die Transformation des gesamten Erziehungssystems mit allen ihren Aspekten – ergeben natürlich einen großen Druck als Riesenherausforderung. Und eine solche radikale und umfassende Wandlungsnotwendigkeit mobilisiert natürlich auch jede Menge Angst bei den Beteiligten. Aber selbst wenn die Aufgabe angepackt würde: Es ist ja ein Systemneulernen verlangt, und eben nicht bloß ein Neulernen der einzelnen Mitglieder eines Systems. Keiner weiß bisher wirklich, wie soetwas geht. Wir müssen uns sozusagen alle auf eine Expedition begeben. Und das macht viele natürlich hilflos, ratlos, ängstlich. Und Lehrer (und andere Educators) sind ganz besonders ungerne hilflos und unwissend, denn das steht ihrer traditionellen Rolle, Wissende zu sein, die ihr Wissen weitergeben ja diametral entgegen. Also tut man sich auch schwer damit, diese Geräte in den Unterricht einzuführen. Denn entweder ahnt man, dass es unabsehbare vielfältige Folgen haben wird, die man nicht wird kontrollieren können (und Kontrolle ist das ein und alles in der traditionellen Lehrerrolle). Oder es macht sowieso keinen Sinn, weil der unverändert betriebene Unterricht und das als unveränderlich gedachte System bisher ja schließlich auch ohne diese Geräte ausgekommen ist. (Man vergisst dabei, dass der Unterricht einfach nicht mehr gut funktioniert.) Auf diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet das sündhaft teure digitale Whiteboard sich von allen Geräten als erstes die Unterrichtsräume erobert, noch bevor jeder Schüler sein eigenes Mobile mitbringen darf: Das interaktive Whitboard ist der alten Kreidetafel vom Lernsetting her am ähnlichsten: Der Lehrer bleibt vorne und im Zentrum, alle Schüler gucken nach vorne (anstatt dass sie sich individuell beschäftigen oder mit anderen Schülern kommunizieren). Man hofft, der Kelch des System Changes könne an einem vorbei gehen, wenn man nur das digitale Whiteboard einführt und damit den Unterricht formal modernisiert.

CC Prof. Dr. Michael Wagner, Donau-Universität Krems

Was sind für dich Höhepunkte in der Arbeit mit Lehrern? Was war ein Tiefpunkt?

Highlights sind für mich, wenn die Lehrer plötzlich begeistert feststellen, dass sie selbst und für sich selbst (und nicht bloß für den Unterricht, den sie morgen für die Schüler abhalten müssen) mit Freude gelernt, d. heißt etwas Neues entdeckt haben, das für sie selbst eine Bedeutung hat. Ich hatte eine Lehrergruppe, die wollte gar nicht Schluss machen, obwohl wir schon um 1 Stunde verlängert hatten. Es stellt sich dabei heraus, dass Lehrer es gar nicht mehr gewohnt sind, für sich selbst zu lernen. Ich glaube, das zeigt, wie verrückt das traditionelle System ist, wo es heißt: “Ich habe ausgelernt, jetzt müssen die anderen lernen.”

Ein anderes Highlight ist regelmäßig, wenn die – häufig jungen – Lehrer schon mit der Erwartung zu mir alter Kuh gekommen sind, dass sie sich in der Veranstaltung langweilen werden, weil sie vollgetextet würden, weil sie etwas “beigebracht” kriegen sollen, und sowieso nicht gefragt werden, was sie eigentlich schon können und wissen,  oder das meiste wenig mit ihren Erfahrungen und ihren Fragen und Problemen zu tun haben wird. Das ist, was sie von der Uni und auch von traditionellen Lehrerbildungsseminaren her gewohnt sind. Und dann sind sie plötzlich hellwach und ungeheuer überrascht, wenn ich mit ihnen z.B. in einem etherpad eine Abfrage ihrer Lernwünsche mache: Sie kennen weder das digitale Instrument, noch haben sie erwartet, dass sie alle gleichzeitig “sagen” dürfen, was sie brauchen, und dass dann sogar das Seminar tatsächlich danach ausgerichtet wird. Es ist lustig, ihre positiv  “enttäuschten” Gesichter zu sehen.

Tiefpunkte erlebe ich, wenn es mir nicht gelingt, genug Geduld und Empathie aufzubringen, wenn Lehrer – das sind dann aber meist ältere – vor all den neuen Anforderungen zurückschrecken und aggressiv ablehnend reagieren. Ich hatte einen Kunstlehrer, der war wie alle seine Kollegen dazu verpflichtet worden, bloggen zu lernen, der saß vor seinem PC mit verschränkten Armen und sagte immer nur: ‚ich mache nix‘. Ich habe ihn gefragt, ob er gerne fotografiert und ob er sich vielleicht ein Fotoalbum bei flickr anlegen möchte, damit seine Schüler … Da wurde er böse. Ich konnte ihn nur in Ruhe lassen. Mehr nicht. Wenn daran wenigstens erlebt würde, wie Schüler sich fühlen, wenn sie zum fremdbestimmten Lernen gezwungen werden.

Kennst du Best Practice Beispiele in der Lehrernutzung von Technologie?

Ich denke, der beste pädagogische Gebrauch digitaler medien besteht darin, sie so zu nutzen, wie sie auch außerhalb der Schule in der Gesellschaft benutzt werden: als interaktive Informations- und Kommunikationsmedien. Zum ersten Mal in der Geschichte der Pädagogik besteht die Möglichkeit, dass die wichtigen Aspekte des Lernens – nämlich Interiorisierung und Exteriorisierung sowie Individualisierung und Kollaboration so einfach zu organisieren sind! Good practice ist für mich inzwischen z.B., Blogs zu benutzen, um gemeinsam Material zu sammeln, Probleme zu diskutieren und Arbeitsergebnisse vorzustellen. Das passt eigentlich überall in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, Philosophie, Geschichte, Politik, aber auch in Sprachen und Naturwissenschaften und den Künsten. Selbst in Sport habe ich es schon erfolgreich im Einsatz gesehen. Voraussetzung ist, dass man auch bereit ist, die Lernprozessgestaltung wenigstens so weit zu öffnen, dass die Schüler selbstbestimmt (und nicht bloß „selbstständig“) an einem komplexen Gegenstand ihre eigenen Fragen ergebnisoffen bearbeiten können. Ich mache das gerade mit einem Lehrer und seiner 12. Klasse zum komplexen Gegenstand “Migration- Integration”. D.h., wir haben zusammen das Projekt-Setting geplant, Max führt es mit seinen Schülern durch, und ich coache ihn. Die Schüler haben nach anfänglicher Skepsis schnell Feuer gefangen und sind nun mit großem Engagement dabei. Das Geheimnis ist wirklich ganz einfach: Sie arbeiten an dem, was sie für wichtig halten und was mit ihnen selbst zu tun hat. Sehr individuell, aber auch kollaborativ. Wir wissen alle noch nicht, was dabei herauskommen wird, aber klar ist  jetzt schon, dass es sehr interessante Ergebnisse geben wird, und dass die Schüler  am Ende eine Menge gelernt haben werden.

Wenn du die deutsche Lehrerbildung an einer spezifischen Stelle ändern könntest: Was würdest du tun? Was würdest du sein lassen?

Ich bin skeptisch, ob man ein system change mit der Änderung einer einzigen Schraube in Gang setzen kann. Denn das ist ja das charakteristische Merkmal von system change, dass sich nahezu gleichzeitig alles bewegt, was zum System gehört. Aber gut, man soll die Wunschfee nicht kritisieren. Wenn ich eine Sache ändern dürfte, dann würde ich in der Lehrerbildung einführen, dass die Hauptlernform für die Studenten das selbstbestimmte Projektlernen mit Experimenten und Expeditionen ist.  Was ich stoppen würde: Dass die Lehrer zwei Fächer studieren müssen, denn eine Passion, ein “Element” (wie Sir Ken Robinson es nennt) reicht, und schließlich müssen sie ja, um begeistert von ihrem Fach und um Experten ihres Faches zu sein, viele tausend Stunden practicing darin haben. Die Zeit, die frei wird, wenn sie kein zweites Fach studieren müssen, können sie dann endlich dafür verwenden, um ausführlich zu erkunden und begreifen zu lernen, was Lernen im 21. Jh. bedeutet und wie man im 21.Jh. professioneller Moderator und Coach von Lernprozessen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird.

10 Gedanken zu „Lehrerbildung im Digitalen Zeitalter

  1. Eine Veränderung des Unterrichts und der Herangehensweise an Themen kann man auch ohne den Einsatz der digitalen Medien schaffen. Ein digitales Instrument darf keine Krücke sein, um dann aufrechter im Unterricht dazustehen.
    Ich persönlich habe die Befürchtung, dass letztlich vieles vom praktisch-orientierten und körperlichen Unterricht (der möglich ist), sich in eine digitalen verwandelt, wo die Schüler auf ihre Bildschirme starren und per Chat kommunizieren – wie zuhause auch. Somit verstärkt die Schule das, was daheim sowieso schon abläuft, zwar mit mehr Sinngehalt, aber trotzdem in der Lebenswelt Computer & Internet.
    Ich bin keinesfalls gegen diese Technik, doch bitte in Maßen. Unser Leben besteht aus mehr als Computer & Internet, auch wenn das, angesichts des Hypes und der Vorlieben der Schüler, kaum zu verstehen ist. Der Mensch lernt durch die Kombination aus Körper und Geist intensiver als bloß durch Geistesleistung.
    Schule war auch vor 50, 100 und 1000 Jahren ohne Computer möglich. Und gelernt haben die Schüler ebenso. Mir erscheint es so, als wolle man den Vorlieben der Schüler (Computer & Internet) entgegenkommen, weil sonst nichts mehr wirkt, um den Schülern den Unterricht schmackhaft zu machen.

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    • ohje, von „nur digital“ war ja überhaupt und nirgends die rede! aber es ist auch nicht eine frage von „in Maßen“ – also von quantitativem, sondern von funktionalem und qualitativem. ich arbeite z.B. viel mit papier: nämlich dann, wenn es um gruppenmoderation geht, da ist Metaplan oder Easyflip einfach unschlagbar.
      es geh gar nicht um die vorlieben der schüler, die angeblich dauernd computer und internet haben wollten. es geht um ihre lernbedürfnisse und ihre fragen. die muss man aber auch wirklich ernst nehmen und nicht bloß als vorlieben abtun. sie sind existenziell für sie und existenziell für das Lernen.
      Projektlernen (Dewey) und Selbstbestimmtes Lernen (in Sudbury-Schools) gibt es tatsächlich auch schon ohne und vor dem Web 2.0. aber es fristete bisher ein absolutes nischendasein, in Deutschland waren bis vor kurzem Sudbury- Schools sogar verboten, weil sie eben den schülern viel zu viel selbstbestimmung zuerkennen. jetzt aber wird es neu wahrgenommen, weil web 2.0 genau dazu passt.
      und jetzt geh ich gleich yogen, nachdem ich grad joggen war bei dem herrlichen wetter. wo bitte im Interview steht etwas davon, dass der körper keine rolle mehr spielt? 😉 man nimmt eben nur auf der folie der eigenen (vor-)urteile wahr. die eigene person kann man nirgendwo beim urteilen „herausrechnen“.

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  2. Liebe(r) anonyme(r) Nano?
    „Schule war auch vor 50, 100 und 1000 Jahren ohne Computer möglich“ — die Veränderung der Gesllschaft scheint bei dir fast unbemerkt vorbei gegangen zu sein….. man kann sich zwar irgendwo im Wald verstecken und so tun, als ob die Welt noch die alte ist, aber irgendwann wird man dann doch von der Wirklichkeit eingeholt.
    Es geht hier auch nicht (nur) um die Technik und Computer, sondern um tiefgreifende Veränderungen im Lernen und Lehren, ohne die der Umgang mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit einfach nicht mehr möglich ist. Wie wollen Sie junge Menschen auf das Leben vorbereiten, wenn Sie die Veränderungen negieren? Die Zeiten der Kreidetafeln und der dozierenden Lehrer davor sind ein für allemal überholt! Wie stellen Sie sich einen Austausch und Kommunikation in einer Welt vor, in der es immer unabdingbarer wird, auch über den eigenen Tellerrand zu schauen und mit Experten weltweit zu kommunizieren und zusammen zu arbeiten? Wie wollen Sie mündige Bürger erziehen ohne die Fähigkeit zu kooperieren und selbständig Probleme zu lösen?
    Ich habe die letzten beiden Tage an einer UNESCO Konferenz zur Lehrerausbildung in Barcelona teilgenommen – ohne meinen Schreibtisch zu verlassen, und zwar nicht nuir als passive Zuschauerin, sondern interaktiv über Twitter. Der Erkenntniszuwachs war nur möglich über technologischen Fortschritt – die gesamte Konferenz wurde live übertragen. (Nachzulesen in meinem Blog: http://www.school-networking.de) Wir haben nicht das Recht als Erzieher, unsere Schüler diesen Fortschritt und die Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, vorzuenthalten.
    Ich bin jetzt richtig sauer und hoffe, dass du nichts mit Bildung zu tun hast! Und ich finde es auch bedauerllich, sich hinter einem anaonymen Namen zu verstecken.

    @Lisa: ich danke dir, dass du das Interview jetzt auch auf Deutsch veröffentlicht hast – du siehst, die Reaktion less nicht auf sich warten!

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    • Danke dir, Sigi für den Anstoß zum Posten der deutschen Fassung! Ich hätte ja gedacht, damit kann man niemanden mehr beeindrucken, wenn es schon auf Englisch veröffentlicht war. Aber siehe da!
      Danke auch für deinen Kommentar! Deine Erfahrung damit, in Barcelona anwesend zu sein, ohne körperlich dort gewesen zu sein, ist ein tolles Beispiel! Auch ich habe ja noch tertiär von deiner Anwesenheit profitiert, indem ich Deine tweets gelesen und neue interessante Menschen mit ihren Veröffentlichungen kennengelernt habe – und das ist real! – (und das noch nebenher, während ich selbst auf Hochturen an etwas anderem gearbeitet habe. Die Vorstellung, auf diese neuen Kulturmöglichkeiten verzichten zu sollen, kommt mir vor, als würde ich die Zivilisation verlassen müssen und mich in den Dschungel oder die Eiswüste zurückziehen. Vor allem junge Menschen dürfen sich einen solchen Kulturentzug in Bildungsinstitutionen nicht mehr gefallen lassen! Sie haben ein Recht auf Teilhabe, und ohne sie und ihre digitale Kompetenz hätten wir überhaupt keine Zukunft.

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    • „die Veränderung der Gesllschaft scheint bei dir fast unbemerkt vorbei gegangen zu sein….. man kann sich zwar irgendwo im Wald verstecken und so tun, als ob die Welt noch die alte ist, aber irgendwann wird man dann doch von der Wirklichkeit eingeholt.“
      >>> Absolut nicht – im Gegenteil. Aber dazu antwortete ich bereits im vorherigen Kommentar.

      „Es geht hier auch nicht (nur) um die Technik und Computer, sondern um tiefgreifende Veränderungen im Lernen und Lehren, ohne die der Umgang mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit einfach nicht mehr möglich ist.“
      >>> Ist der Umgang mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit ohne die digitale Technik nicht mehr möglich? Verzeihung, aber das scheint mir doch übertrieben. Es gibt auch ein Leben abseits des Internets. Medienkompetenz schön und gut, finde ich so wichtig, wie den Umgang in der Mathematik, aber man sollte es nicht übertreiben (aber dazu schrieb ich ja schon genug oben).

      „Wie wollen Sie junge Menschen auf das Leben vorbereiten, wenn Sie die Veränderungen negieren? Die Zeiten der Kreidetafeln und der dozierenden Lehrer davor sind ein für allemal überholt! “
      >>> Jetzt kommt also die Zeit der Administrator-Lehrer, die Blogs, Twitter und Facebook-Seiten haben? Ob das wirklich Fortschritt ist, wage ich zu bezweifeln. Und junge Leute auf das Leben vorbereiten, tut man nicht nur durch Medienkompetenzen, aber das ist Ihnen ja bekannt. Es gibt auch noch ein Leben außerhalb davon, wo Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein, Ausdrucksfähigkeit und körperliche Fähigkeiten mehr zählen. Mir scheint es so, als würde die Schule dahingehend auf Internet- und IT-Jobs hinarbeiten.

      „Wie stellen Sie sich einen Austausch und Kommunikation in einer Welt vor, in der es immer unabdingbarer wird, auch über den eigenen Tellerrand zu schauen und mit Experten weltweit zu kommunizieren und
      zusammen zu arbeiten?“
      >>> Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Das wäre auch unlogisch.

      „Wie wollen Sie mündige Bürger erziehen ohne die Fähigkeit zu kooperieren und selbständig Probleme zu lösen?“
      >>> Verzeihung, aber hierbei musste ich schmunzeln. Auch ohne die hier im Artikel verkündete Lehrerbildung im dig. Zeitalter, konnte man Schüler zu mündigen Bürgern erziehen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Kooperieren und Probleme lösen ebenso.

      „Ich habe die letzten beiden Tage an einer UNESCO Konferenz zur Lehrerausbildung in Barcelona teilgenommen – ohne meinen Schreibtisch zu verlassen, und zwar nicht nuir als passive Zuschauerin, sondern interaktiv über Twitter. “
      >>> Wenn Sie dadurch nützliches Wissen erwarben, ist doch nichts einzuwenden. Dennoch stelle ich mir eine leichtere Kommunikation als über Twitter vor, evtl. einen Live-Chat (IRC, etc.).

      „Wir haben nicht das Recht als Erzieher, unsere Schüler diesen Fortschritt und die Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, vorzuenthalten.“
      >>> Das stimmt, solange sich nicht alles ins Digitale verlagert. Denn dies ist, auch wenn gerade alle nach Medienkompetenz schreien, nur bedingt ein Fortschritt, der sehr wohl auch Risiken hat.

      „Ich bin jetzt richtig sauer und hoffe, dass du nichts mit Bildung zu tun hast! Und ich finde es auch bedauerllich, sich hinter einem anaonymen Namen zu verstecken.“
      >>> Zum ersten Satz: Ich bin im pädagogischen Bereich tätig. Zum zweiten Satz: Ich wollte mich nicht über Facebook oder Twitter anmelden, und WordPress nutze ich nicht. Ich finde das keine Schande.

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    • Dem Artikel heißt es also: Computer fördern den Spaß am Lernen, alles andere nicht. Dann scheint es aber an anderer Stelle zu schwächeln (Lehrer, Schulkonzept, Unterrichtsmaterial).
      In den Grundschulen wo ich bisher war, wurde der PC nur selten genutzt, vereinzelt als Ergänzung oder schnellere Recherche. Gruppentische, Gruppenarbeit, handgemachte Präsentationen (wobei ich in weiterführenden Schulen durchaus PP-Präsentationen interessanter finde), Spiele, Tanz, Rollenspiele, Experimente. Und die Kinder hatten Spaß – Ausnahmen gibt es überall.

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  3. Pingback: Lesehinweis: Lisa Rosa im Interview mit playducation.org

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