Kleiner Stoffkanon fürs 21. Jahrhundert?

Mit festgelegten Lern-Inhalten und Stofflisten ins 21. Jahrhundert? – Kaum zu glauben, aber daran wird noch geglaubt!
Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat gestern der Presse einen Sammelband vorgestellt mit dem Titel „Bildungskanon heute“.  Heinz-Elmar Tenorth, Jürgen Oelkers und viele andere Bildungsakteure ersten Ranges treten dort für einen neuen Inhalte-Kanon in den Bildungsplänen ein, auf den man sich in Deutschland verständigen solle. Aber ist die nationale Zentralisierung von nur neu zu formulierenden Stoffplänen wirklich die zeitgemäße Antwort auf die Herausforderungen der Digitalen Ära für das Bildungssystem?

Ich meine: nein. Alte Kanons mit neuen Inhalten zu füllen und zu nationalisieren kommt zu spät. Was zu lernen ist für die Menschen in einer globalisierten digitalen Welt, lässt sich nicht mehr über Stoffe und Inhalte definieren.

Ich selbst erhielt dankenswerterweise auch einen Platz in diesem Sammelband – und gebe dort das schwarze Schaf in der weißen Herde.  Schade, ich wäre auch gerne mal ein weißes Schaf, aber man kriegt nicht immer, was man sich wünscht.

Hier mein Beitrag:

Ein Bildungskanon für die glokale[1] Welt?

von Lisa Rosa

1.    Bildung, Wissen, Können – Lernen

„Bildung ist mehr als Lernen!“ lautet das Motto auf einem großen Stoffbanner an einer Hamburger Grundschule, an der ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeifahre. Lange habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was wohl gemeint sei. Es war nicht leicht, dahinterzukommen.

Denn wenn mit Bildung eine erworbene (und nicht angeborene oder genetisch fixierte) Eigenschaft eines Individuums gemeint ist („X ist gebildet“, „Y hat Bildung“), kann sie nur als Ergebnis von Lernen – einer Tätigkeitsform – entstanden sein. Wenn wir „Bildung“ also nicht als etwas von der Biologie Gegebenes oder durch gesellschaftliche Autoritäten Verliehenes verstehen wollen, und wenn wir es gleichzeitig mit dem Begriff des Lebenslangen Lernens ernst meinen, dann müsste, wenn überhaupt, umgekehrt formuliert werden: Lernen ist mehr als Bildung. Denn die Operationsweise (Lernen) muss das Ergebnis (Bildung) immer als nur vorläufiges, als einen jederzeit und laufend zu überbietenden Zustand der persönlichen Entwicklung entwerten. Fertiges – und auch das nur als Abgebrochenes, nicht Vollendetes – kann es nur dann geben, wenn Lernen endet, also mit dem Tod. Bildung als Ergebnis von Lernen ist immer konkret, abstrakte Bildung kann es nicht geben. Also kann es nur mehr oder weniger Bildung geben, aber nicht: Bildung oder Nichtbildung.

Bildung als Begriff für die Gesamtheit der individuellen Lernergebnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt kann also nicht gemeint sein, wenn Bildung mehr gelten soll als Lernen. Mit Bildung ist etwas gemeint, was erworben werden kann – sonst wäre es sinnlos, sie im Zusammenhang mit Schule zu nennen, aber offenbar nicht oder nicht nur durch Lernen. Aber wodurch dann? Da wird deutlich: Alles steht und fällt mit dem verwendeten Lernbegriff. Der Begriff Bildung hat hier überhaupt nur dadurch Bedeutung, dass er in Entgegensetzung zu einem konkret historischen Lernbegriff steht. Lernen ist hier auf eine bestimmte Art von Lernen reduziert. Und tatsächlich ist „Bildung“ als Begriff, vor allem verstanden als „Allgemeinbildung“, ein Kind der Moderne – der Aufklärung, der Buchkultur, des Industriezeitalters, des europäischen Bürgertums. Er ist kulturhistorisch gebunden und in seiner emphatischen Ausprägung fixiert an einen ebenso konkret historischen Begriff von dem, was Lernen genannt wird. Diesen Lernbegriff kann man kurz mit folgenden Attributen kennzeichnen:

Lernen ist systematisch, institutionell und professionell angeleitet. Lernen ist die komplementäre Seite des Wissen (auf-)nehmenden Schülers von der (ab-)gebenden Seite durch einen Lehrer in einem wissensvermittelnden Lehr-Lernen-Verhältnis. Dazu gehört ein Wissensbegriff, der sich beschränkt auf kognitives Wissen, auf „Lehrbuchwissen“, das in einem Kanon von Fächern gelistet ist. Die dazu gehörige Lernform ist für alle gleich „Wissen aufnehmend“; die Sozialform: jeder für sich isoliert, aber alle dasselbe gleichzeitig im gleichen Lehr“gang“; Lernen findet zu festgesetzten Zeiten statt – und nur dann –, in einem dafür standardisiert ausgerüsteten Raum  – und nur dort. Lernergebnisse werden vom Lehrer bewertet; gewünschte Lernergebnisse bzw. –ziele sind dem Lernenden von außen und von vorneherein festgelegt.

Erst mit dieser Dekonstruktion wird deutlich: Das Schulbanner verspricht den Eltern, dass ihre Kinder hier nicht bloß auswendig büffeln, sondern auch noch auf andere Weise lernen, vielleicht sogar: erfahrungslernend, forschend, experimentierend, ihre eigenen individuellen Fragen beantwortend und problemlösend kreativ. Und statt des bloß kognitiven „Buch“-Wissens wird auch noch anderes Wissen versprochen, vielleicht: Fähigkeiten, Haltungen, Einstellungen, oder anders gesagt „ganzheitliches Wissen“. Dies ist ja im emphatischen Bildungsideal Humboldts und sogar schon bei Comenius angelegt. Das Schulbanner möchte versprechen, dass diese Schule endlich die 250 Jahre alten Humboldtforderungen nach Ganzheit und Personalität gegen die ebenso 250 Jahre alte Schulwirklichkeit der Reduktion und der Standardisierung durchsetzt – und dabei doch Schule bleibt. Bildung ist das Ideal, (Lehrbuch-Pauk-)Schule die Realität. Es ist ein 250 Jahre alter Dualismus. Eine Falle.

Denn  der Bildungsbegriff existiert darin als immer nur gewünschte Entgegensetzung bzw. Ergänzung zu einem spezifisch eingeschränkten – und durch den Dualismus eingeschränkt bleiben müssenden – Lernbegriff. Lernen und Bildung können dann aber nur einander entgegengesetzt oder addiert werden. Eine „Bildung durch Lernen“ wird so per definitionem ausgeschlossen. Gleichzeitig bleibt die Frage unbeantwortet, welche andere Art von Tätigkeit stattdessen zur gewünschten Bildung führt. Da aber die Art und Weise der Herstellung dieser „das Lernen erweiternden Bildung“ keinen Namen und keine Praxis bekommen kann, bleibt sie nebulös. Und umso abstrakter und hilfloser wird dadurch andererseits der Bildungsbegriff. Diesem Dualismus entkommt man mit dem traditionellen Verständnis also nicht.

Die  Falle vermeiden kann man nur mit einem neuen Wissensbegriff einerseits, der umfassend  alles das enthalten kann, was auf der aktuellen kulturhistorischen Stufe gewusst, gekonnt, gelernt sein muss, und sich daher eben nicht auf kognitives Buchwissen beschränkt. Andererseits muss der Lernbegriff expandiert und neu definiert werden, damit er alles das enthalten kann, was nötig ist zu tun, um dieses neu bestimmte „Allgemeinwissen“ zu erreichen. Der Bildungsbegriff wird dann in seiner ideologisch aufgeladenen Bedeutung nicht mehr gebraucht und kann historisiert werden. Dann bleibt er zur pragmatischen Verwendung, wie ihn die angelsächsischen Länder benutzen in ihrem Begriff „Education“ und wie wir es ja heute auch schon tun, wenn wir das gesellschaftliche System benennen, das für den Wissenserwerb zuständig ist.

2.    Anforderungen der Realität für den Übergang in die nächste Kulturstufe

Ein heute adäquater Lern- und Wissensbegriff muss auf den Leitmedienwechsel und die folgende Transformation von der Ära des Buchdrucks ins digitale Zeitalter reagieren. Die freie Verfügbarkeit von Informationen und der damit einhergehende Kontrollverlust der bisher Informationen zu Wissen erklärenden (also Informationen deutenden) Wahrheitsinstanzen ermöglichen auf einer qualitativ neuen Stufe die Partizipation an der öffentlichen Deutung von Welt jenseits zertifizierter Autoritäten. Und mehr noch: Die Interaktivität des Internet ermöglicht eine neue Stufe folgenreichen Eingreifens der „Vielen“ in soziale Prozesse. In der Einen Welt, auf die wir zusteuern, müssen viele verschiedene Perspektiven auf die Welt ausgehalten und gleichzeitig gemeinsam „überdacht“ werden können im doppelten Sinne, um das eine Haus der vielgestaltigen Menschheit zu bewahren. Die wechselseitige Abhängigkeit der einzelnen Gesellschaften untereinander ist mittlerweile so groß geworden, dass der Ruin der einen möglicherweise bald der Ruin aller ist. Mehr Teilhabe bedeutet auch mehr Verantwortung fürs Ganze. Sieben und mehr Milliarden Individuen werden ab jetzt die Aufgabe haben, das Weiterleben unserer Gattung mit unserer einzigen Erde zu gewährleisten und zu gestalten. Ein hohes Maß an Bildung/Wissen/Kompetenz aller Menschen  – und nicht nur von Eliten – ist dafür die Haupt-Voraussetzung. Statt „Bildung“ könnte man dazu ebensogut und aufgabengerecht sogar besser „Menschheitserhaltungskompetenz“ sagen.

Klar wird, dass das, was gewusst (Wissen), gekonnt (Fähigkeiten), und gewollt (Haltungen, Einstellungen und Bereitschaften) werden muss, angesichts der neuen Möglichkeiten sowie der neuen Notwendigkeiten neu zu bestimmen ist. Ob man diese Dreiheit nun Bildung oder ‚Gesamtheit der Schlüssel-Kompetenz(en)‘ nennt (im Weinertschen Sinne[2] verstanden als das umfassendste Ergebnis von Lernen), ist dabei sekundär. Wichtig ist, zu erkennen, (1.) dass die einzelnen Elemente nicht unabhängig voneinander zu erwerben (zu lernen) sind, und zu erkennen ist (2.), dass erfolgreiches institutionelles Lernen noch viel stärker als bisher auf das Commitment (hervorgerufen durch starke Lernmotive) der Lernenden angewiesen ist, wenn gelernt werden soll, was oben als allgemeine Aufgabe beschrieben wurde. Denn die Verantwortung für „das Ganze“ übernehmen zu wollen, setzt immer auch ein gewisses Maß an Selbstbestimmung der Verantwortung übernehmenden Individuen voraus.

3.  Ein neues Verständnis vom Lernen

Der Leitmedienwechsel erfordert und ermöglicht ein neues Verständnis sowohl von dem, was zu lernen, als auch gleichzeitig von dem, wie es zu lernen ist. Dieses Lernen kann schon längst außerhalb der Schule empirisch beobachtet werden; es findet immer massenhafter und selbstverständlicher statt – nur: es wird meist nicht als Lernen bezeichnet, denn der alte Lernbegriff besetzt die Köpfe und bestimmt den Denkraum. Meist wird es nicht einmal von den so Lernenden selbst als Lernen wahrgenommen, da auch sie selbstverständlich den Schulbegriff des Lernens verwenden, mit dem sie sozialisiert wurden. Fragt man sie, was sie tun, bekommt man Begriffe, wie ‚Spielen‘, ‚Arbeiten‘, ‚Spaß haben‘, ‚Zeit vertreiben‘, ‚beschäftigt sein‘, aber selten ‚Lernen‘ zur Antwort. Das nichtschulische Lernen, sei es am Arbeitsplatz, in Jugendhäusern, auf der Straße und nicht zuletzt in den Online-Communities, also an allen „autodidaktischen“ Orten, ist so zu charakterisieren:

Es ist informell, personell besonders (jeder lernt Seines) und gleichzeitig kollaborativ (keiner lernt allein und ohne die Perspektiven, Fähigkeiten und Unterstützung der anderen); alle Beteiligten sind Lernende und können gleichzeitig für die anderen Lehrende sein; Lernen findet immer und überall statt, es ist weder an vorgegebene Zeiten noch Orte gebunden; Trainingseinheiten und Lehrgänge sind untergeordnete Lernformen unter „Lernprojekte“; Lernen ist situiert und kontextbezogen, systematisches Lernen wird erst bei Bedarf episodisch eingeschoben; Lernen ist digital vernetzt; es wird anlassbezogen „on demand“ gelernt statt auf Vorrat „für später“; Gegenstände und Probleme statt Fächer sind Anlässe und „Inhalte“ des Lernens; es wird spielend und forschend, experimentierend und erkundend gelernt statt nach Lehrbüchern; Wege und Ergebnisse sind offen; Bewertungen der Lernergebnisse werden laufend zur Anpassung des Lernprozesses vorgenommen,  anstatt zu bestimmten Zeiten durch zertifizierende Autoritäten zum Zweck der Zertifizierung.

Man kann sehen, dass diese Merkmale einem Lernen entsprechen, das dem, was gelernt werden muss, kongruent ist. Gewusst werden muss, wo die relevanten Informationen zu finden sind, wie diese Informationen zu beurteilen und gemessen an den eigenen Zielen zu bewerten sind; wie sie zu synthetisieren und anzuwenden sind, wie sie kommuniziert werden und wie man mit ihnen kollaboriert; wie aus ihnen Probleme definiert werden; wie man mit Freunden in ständigem Kommunikationszusammenhang sein und dabei gleichzeitig eigenen Interessen autonom nachgehen kann; wie man in heterogenen Gruppen netzwerkt.

Der Schlüssel zu den konkreten „Inhalten“ des Lernens, zu den Fragen und Aufgabenstellungen, zu den Zielen und zu den Ergebnissen, die das Lernen haben soll, heißt: Persönlicher Sinn. Ohne Sinn ist lernen nicht möglich. Aber im Unterschied zu früher, wo es im Großen und Ganzen noch möglich war, Sinn (also die Bedeutung einer Sache für das jeweilige Individuum) gesellschaftlich vorzugeben (in Bildungskanons und mit Stoffplänen für alle Individuen einer sozialen Gruppe gleich), weil die Komplexität der Welt und die Heterogenität des sozialen Umfelds noch nicht so groß war, geht dies heute nicht mehr. Kein Lehrer kann für seine Schüler den Sinn für die Inhalte ihres Lernens konkret definieren, er kann nur helfen, dass die Schüler ihren Sinn stattdessen selbst bilden. Es geht also nicht mehr darum, einzelne Inhalte samt ihren Deutungen vorzugeben, sondern ein Setting, einen Lern“Raum“ zu schaffen, in dem Schüler lernen, ihren eigenen Sinn selbst zu bilden. Sinn ist die innere Beziehung des Lernenden zum Gegenstand. Sinnbildung zu lernen und damit eigene haltbare Lernmotive zu bilden, ist das oberste Lernziel. Nur von Menschen, die aus eigenem Antrieb lernen, weil sie für sich selbst lernen, kann man erwarten, dass sie damit auch das lernen, was die Gesamtheit der Menschen zur Lösung ihrer Probleme im 21. Jh. braucht.

4.    Bildungskanon für Wen? Wo? Wann?

„Der Bildungskanon ist der Teil der Bildung, der den unabdingbaren Kern einer Kultur ausmacht, bzw. als solcher von Kulturträgern erachtet wird.“ (de.wikipedia.org/wiki/bildungskanon). Auch hier sind wieder alle Bestandteile der Definition kulturhistorisch zu dekonstruieren. Ist Wikipedia ein Kulturträger? Und wenn ja, von welcher Kultur ist hier die Rede?  Und wer ermächtigt die „Kulturträger“, Bildungsinhalte als Sinninhalte zu definieren und dann auch noch zu kanonisieren?

Und ganz abgesehen davon, wer Kulturträger genannt werden soll: Welchem Kulturbegriff folgen wir? Dem hier zugrundeliegenden, der mit dem Eintritt in die Moderne viele partikulare Einzelkulturen ethnisch bzw. als Nationalkulturen bezeichnet, oder einem Kulturbegriff, der sich formationsgeschichtlich universal versteht? Angesichts der Tatsache – um nur ein Beispiel zu nennen –, dass vor allem Asiaten die Tradition der klassischen europäischen Musik für die Welt pflegen und erhalten, müssen wir vom ersten Begriff Abstand nehmen, denn die historische Realität hat ihn längst überholt.

Eine verbindliche Liste von Gegenständen der Natur und von Artefakten, mit denen sich lernend zu beschäftigen wäre, wäre immer auch eine Ausschlussliste derjenigen Möglichkeiten, in denen die jeweils Lernenden gerade ihren Sinn finden könnten – man denke nur an die Generationen von lebenslang lese- und schreibunlustigen Jungen, deren Bedürfnis nach Sachtexten mit dem Literaturunterricht erschlagen wurde. Auch die von Klafki formulierten Schlüsselprobleme[3], die anstelle von Stoffen im Kanon festzulegen wären, helfen nicht wirklich weiter, weil sie nur Formulierungen der Klafkischen Sicht auf diese Probleme sein können. Wenn überhaupt, bliebe für eine sinnvolle Liste nur eine Möglichkeit: eine Kompetenzliste von einer solchen Allgemeinheit, dass sie das „Sowohl-als-auch“, enthält, das eines der Hauptmerkmale der zusammenwachsenden Welt ist: Sie müsste sowohl individuell (persönlicher Sinn) als auch kollektiv (gesellschaftliche Bedeutungen) und sowohl lokal als auch global fungieren können. Eine solche Liste wird bisher immer noch am besten repräsentiert durch die drei Kategorien der „Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen“[4] durch die OECD:  (1) ‚Autonome Handlungsfähigkeit‘, (2) ‚Interaktive Anwendung von Medien und Mitteln‘ und (3) ‚Interagieren in heterogenen Gruppen‘. In Deutschland hat dieses Dokument von 2003 leider wenig positive Beachtung durch Bildungsforschung und Bildungspolitik gefunden.

5.    Literaturempfehlungen

  • Bernd Fichtner, Lernen und Lerntätigkeit. Ontogenetische, phylogenetische und epistemologische Studien, Berlin 2008
  • Johannes Werner Erdmann, Didaktische Konzepte aus dem Hut zaubern? Habilitationsvortrag, Berlin 2007, http://ebookbrowse.com/jwe-habil-vortrag-text-pdf-d52726144
  •  JW Erdmann, Georg Rückriem, Lernkultur oder Lernkulturen, in: Hartmut Giest, Georg Rückriem, (Hrsg.), Tätigkeitstheorie und (Wissens-)Gesellschaft. Fragen und Antworten tätigkeitstheoretischer Forschung und Praxis, Berlin 2010, S. 15 – 52
  • Lisa Rosa, Sinnbildung lernen. Ein Interview mit JW Erdmann und Georg Rückriem, in: Hamburg macht Schule, H. 4 / 2009, S. 28 – 31
  • Michael Giesecke, Auf  der Suche nach posttypographischen Bildungsidealen, Zeitschrift f. Pädagogik, H. 1/2005, S. 14-29)
  • Ders., Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft, FfM 2002
  • Alexej N. Leont’ev, Tätigkeit, Bewusstsein, Persönlichkeit, Köln 1982 (vergriffen); neu übersetzt und hrsg. v. Georg Rückriem (2012 im Druck)

[1] ‚glokal‘ ist ein Begriff zur Bezeichnung der komplexen, das Lokale mit dem Globalen verschränkenden Entwicklungen, die mehr und mehr zu einem Merkmal aller gesellschaftlichen Prozesse werden (vgl. auch Ulrich Beck, Was ist Globalisierung? FfM 2004)

[2] Nach Franz E. Weinert ist Kompetenz „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“ (in: ders., Leistungsmessung in Schulen, Weinheim und Basel 2001, S. 27f)

[3] Klafki, Wolfgang: Zweite Studie: Grundzüge eines neuen Allgemeinbildungskonzeptes. Im Zentrum: Epochaltypische Schlüsselprobleme. In: Klafki, Wolfgang: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik, Weinheim und Basel 1994

[4] OECD (2003) Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen http://www.oecd.org/dataoecd/36/56/35693281.pdf

Soweit mein Beitrag. Nun bin ich natürlich sehr gespannt auf die anderen Beiträge, die ich noch nicht kenne und die mir „zeitnah“ mit dem Buch zugesandt werden. Bald soll der Band auch als PDF von FES-Seite herunterzuladen sein. Bis dahin kann man das Buch gedruckt bei marion.stichler@fes.de kostenlos bestellen.

Aktualisierung am 28.3.12:
Quellenangabe:
Lisa Rosa, Ein Bildungskanon für die glokale Welt?, in: Bildungskanon heute / Hrsg.: Ute Erdsiek-Rave und Marei John-Ohnesorg [Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Studienförderung] – 1. Aufl. [Electronic ed.] – Berlin, 2012 – 188 S. = 1 MB, PDF-File.
(Schriftenreihe des Netzwerk Bildung), S. 73-79, – ISBN 978-3-86498-060-2

Hier gibt es den ganzen Band als PDF.

Übrigens sind nicht alle Beiträge für die Formulierung eines neuen Bildungskanons, wie es nach außen verkündet und oder von der Presse verstanden worden war: Ich empfehle insbesondere den Beitrag von Gesine Schwan.


17 Gedanken zu „Kleiner Stoffkanon fürs 21. Jahrhundert?

  1. Wenn man deine Texte liest, hat man immer das Gefühl, in einer total spanenden Zeit zu leben 🙂
    Ich finde es sehr gut, dass du in der Kanon-Denatte das „schwarze Schaf“ spielst. Mir kommt das nämlich wie ein gewaltiger Rückschritt vor.
    Momentan sind die Schulen ja gerade dabei, auf kompetenzorientierte Lehrpläne umzustellen, was mir persönlich (aber auch erst, nachdem ich mich intensiver damt befasst habe) im Prinzip sehr zusagt. Es bedeutet zwar sehr viel Arbeit, kompetenzorientierte Lehräne mit Inhalten zu füllen, aber so ist man auch gezwungen, aktuelleren und hoffentlich auch spannenderen Unterricht zu machen, der nicht nur nach dem Motto verläuft: „So – und das müssen wir jetzt auch noch machen, weil es im Lehrplan steht.“
    In unserer vernetzten und globalisieren Welt wird es zudem – wie du ja sehr schön ausführst – zunehmend schwerer, verbindliche Inhalte für einen Bildungskanon zu formulieren. Bin ja schon gespannt auf die anderen Beiträge in dem Sammelband.
    Dein Ansatz, von einem neuen Lernverständnis auszugehen, ist super. Es stimmt, dass der Lehrer in Zukunft weniger Inhalte vermitteln, sondern Lernräume und -situationen schaffen muss und so die Schülerinnen und Schüler als Individuum mit einer ganz eigenen „Lernkarriere“ ernst nimmt.
    Toller Text, den ich mir sicher noch einmal in Ruhe erarbeiten werde!

    Like

    • Danke für Dein Lob! Ich finde auch, dass die Zeit spannend ist, es gibt eine Menge zu entscheiden und zu tun. Begeisterung und Experimentierfreude wird gebraucht wie selten zuvor. Auf #ecco12 gab es davon einiges zu sehen, findest Du nicht auch?

      Like

      • Oh ja – #ecco12 war fantastisch! Ich habe viele alte Bekannte getroffen und interessante neue Leute kennen gelernt. Schade, dass wir keine Zeit für ein längeres Gespräch hatten – aber dafür gibt`s ja deinen Blog 🙂

        Like

    • @medienistik:
      Natürlich ist die Kompetenzdebatte in deutschen Schulen schon ein Fortschritt, aber sie orientiert sich leider an einem funktionalistischen Kompetenzbegriff, Verwertbarkeit der Arbeitskraft für einen offenen Arbeitsmarkt, nicht an dem weiten gestaltungsorientierten Begriff, der in der DeSeCo-Studie gut formuliert ist, vgl. dazu auch die Diss. von Anja C. Wagner, z.B. S.108ff.

      Klicke, um auf DissertationAnjaCWagner.pdf zuzugreifen

      Like

      • Danke für den Hinweis und den Link, wobei ich zugeben muss, dass mein Intellekt bei der Lektüre leider kapitulieren musste. Alles, was ich verstanden habe, ist, dass die Autorin meint, dass sogenannte „individualisierte“ Kompetenzen „großen Druck“ auf Menschen ausüben, weil sie versuchen, den Menschen an äußere Gegebenheiten anzupassen. Sie (und die DeSeCo-Studie) plädieren daher für einen Kompetenzbegriff, der die individuelle Neugier und Kreativität fördert.
        Ich glaube, dass sich in den ministeriellen Vorgaben beide Kategorien von Kompetenzen finden lassen. Theorie und Praxis sind hier zudem natürlich zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Wir haben in NRW so an die 50 Kompetenzen, die wir pro Schuljahr (und pro Fach!) vermitteln sollen. Was da am Ende von den Schülerinnen und Schülern für ihr eigenes Leben übernommen wird, ist ohnehin nur ein Bruchteil der erwünschten Vorgaben.
        Ich jedenfalls werde versuchen, mich eher an die „gestaltungsorientierten“ Kompetenzen zu halten. Insofern ist zumindest ein bisschen was von der verlinkten Diss bei mir hängen geblieben 🙂

        Like

  2. Pingback: SocialMedia – Kommunikation2.0, Partizipation und Lernen 2.0 « Projektkurs Social Media

  3. Danke für diesen Beitrag. Ich werde Ihn im nächsten Wintersemester in meiner Vorlesung „Rethinking Education in the Digital Age“ an der Uni Luxemburg thematisieren…

    Like

  4. Pingback: Was ist Lernen? | SKOLNET

  5. Pingback: Muss man eigentlich nix mehr wissen? | cspannagel, dunkelmunkel & friends

  6. Pingback: Kleiner Stoffkanon fürs 21. Jahrhundert? | e-learning in higher education and beyond | Scoop.it

  7. Pingback: Was ist Lernen? | SKoLNET

Hinterlasse eine Antwort zu Lisa Rosa Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..